Die Abteikirche von Eschau ist die älteste noch bestehende Kirche an der Romanischen Straße im Elsass und wurde 1898 unter Denkmalschutz gestellt. Sie ist eines der schönsten Werke romanischer Baukunst im Département Bas-Rhin. Ihr Besuch ist ein Muss ... Mehr als 750 Jahre lang (770-1525) bestand in Eschau eine Benediktinnerinen-Gemeinschaft. Ihre Abtei war während des gesamten Mittelalters das Ziel eines besonders regen Wallfahrtsbetriebs zu Ehren der heiligen Sophia und des heiligen Trophimus. Die Abteikirche Saint-Trophime, ein Überbleibsel dieser sehr berühmten Abtei, die während der Revolution zerstört wurde, zeichnet sich durch die edle Schlichtheit der frühen Romanik aus. Die heutige, nüchtern gehaltene Kirche stammt im Wesentlichen aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und ist eines der schönsten Beispiele in Europa für eine Basilika mit niedrigem Querschiff aus der ottonischen Zeit. Außen ist nur die Apsis mit feinen Rundbögen geschmückt. Im Inneren besitzt das gesamte Gebäude Holzdecken, abgesehen von der Apsis, die eine halbrunde Wölbung (Apsiskalotte) aufweist. Das Kirchenschiff wird vom Seitenschiff durch sechs Arkaden getrennt, die auf quadratischen Pfeilern ruhen, und ist für eine romanische Kirche ungewöhnlich lang. Die hohen Fenster wurden im 14. Jahrhundert herausgebrochen, als der Bau insgesamt aufgestockt wurde. Das Bauwerk mit seinen sehr klaren Linien vermittelt einen Eindruck von Unterschütterlichkeit und zugleich Gelassenheit. Das mittlere Glasfenster des Chorraums, das Christus als Weltenherrscher darstellt, ist aus dem 14. Jahrhundert. Es stammt wahrscheinlich aus der ehemaligen Dominikanerkirche in Straßburg und zeigt Christus als Herrscher in einer segnenden Haltung und mit dem Reichsapfel, dem Symbol seiner universellen Königswürde. Der Reliquienschrein aus Sandstein aus dem frühen 14. Jahrhundert enthielt bis zur Revolution die Reliquien der heiligen Sophia, ein Geschenk von Papst Adrian I. Sie gingen in den Wirren der Revolution verloren. Glücklicherweise schenkte der Papst der Kirche 1938 eine neue Reliquie! Im linken Querschiff befindet sich eine anmutige farbige Statue der heiligen Sophia und ihrer drei Töchter Fides, Spes und Charitas. Auf der Empore befindet sich eine Orgel, die 1816 von Michel Stiehr gebaut und 1969 von Alfred Kern restauriert wurde. Bei Arbeiten wurde am Fuße der Mauern eine karminrote Farbschicht freigelegt, die zeigt, dass die Kirche ursprünglich farbig ausgemalt war, wie im Mittelalter üblich. Im 19. Jahrhundert wurden bei umfangreichen Bauarbeiten die Überreste eines bemerkenswerten Kreuzgangs aus dem 12. Jahrhundert entdeckt, dessen Kapitelle ein wahres Buch der heiligen Geschichte sind. Die Überreste wurden ins Münsterbaumuseum Musée de l'Oeuvre Notre-Dame gebracht, wo sie restauriert wurden. Ein Abstecher ins Museum ist also unbedingt zu empfehlen! Ebenfalls sehenswert ist der Klostergarten gegenüber der Kirche, der die Erinnerung an die Benediktinernonnen wachruft, die hier mehr als sieben Jahrhunderte lang gelebt haben.
- Besichtigungsmöglichkeiten : Freie Besichtigung, Geführter Besuch für Gruppen nach Terminvereinbarung